John Battelle, Die Suche. Geschäftsleben und Kultur im Banne von Google & Co.

Aus dem Buch habe ich viel gelernt und ich beginne, viele Alltäglichkeiten der Internetnutzung mit anderen Augen zu sehen. Die Titel-Gestaltung von „Die Suche“ legt nahe, dass es ein Buch über Google sei. Das stimmt nur bedingt, denn das Buch handelt davon, wie eine Innovation des Unternehmens Google aus der Internetanwendung „Suche“ ein Geschäftsmodell gemacht hat.

Was ich mir beim Lesen so gemerkt bzw. notiert habe:

  • Wer eine Suchmaschine betreibt, der weiß, was Nutzer suchen. „Google Zeitgeist“, die Auswertung der Suchanfragen einer bestimmten Periode, zeigt die Interessen der Nutzer. Wer diese Stichworte kennt, kann passende Angebote machen. Der Autor John Battelle schreibt hier von der „Datenbank der Absichten“. Man benutzt übrigens auch im englischen Sprachraum das deutsche Wort „Zeitgeist“. Wenn Sie sehen wollen, was in Deutschland oder ganz woanders Top Ten ist bzw. war: http://www.google.com/intl/de/press/intl-zeitgeist.html
  • Google hatte bis 2001 keinen praktikablen Plan, Gewinne zu erzielen. Es fehlte das Konzept, die unglaublich hohen Nutzerzahlen (10 % Marktanteil) auf die eine oder andere Art in Verkaufszahlen umzuwandeln.
    Ich kam hier ins Grübeln, ob ich auch manchmal weitermachen sollte, obwohl ich (noch) nicht, weiß, wer DAS bezahlen würde ;-)
  • Die Suche ist die wichtigste Internet-Anwendung nach E-Mail und sie nimmt nach wie vor jedes Jahr um 20 % zu. Die Suche nimmt zu, weil es immer noch neue Internetnutzer gibt und die Suche nimmt ebenso zu, weil der einzelne Nutzer immer mehr das Internet für seine Recherchen benutzt.
  • Wir suchen, um etwas wiederzufinden, von dessen Existenz wir wissen oder wir suchen um etwas zu finden, das vermutlich existiert.
  • Suchmaschinen nehmen Einfluss auf die Datenströme.
    – wer nicht gefunden wird, wird kaum Geschäfte machen.
  • Bezahlte Suche ist auf erfolgte Kundenakquisition bezogen das preiswerteste Werbemedium.
  • Der Google-Pagerank ist die Übertragung des Referenzmodells aus der Wissenschaft in das Internet. Eine Zeitschrift, die häufig zitiert wird und die von hochrangigen Zeitschriften zitiert wird, gilt als gut.
  • Das wichtigste Feature von Amazon ist die Anzeige anderer Produkte, die andere Kunden in demselben Kontext auch gekauft haben – ich habe da zuweilen schon Bücher gefunden, die ich bei meiner eigenen Stichwortsuche nicht gefunden hatte.
  • Der Suchmaschinenbetreiber vermittelt zwischen Suchenden und Anbietern. Bisher funktionierte Werbung (auch im Internet) nur so, dass für die Häufigkeit der Publikation eines Banners (einer Anzeige) bezahlt wurde; dass für eine Werbeanzeige nur dann bezahlt wird, wenn ein Suchender tatsächlich drauf klickt, ist neu.
  • Seit 2002 kann man bei Google Adwords kaufen. Bezahlte Textanzeigen, die nur bezogen auf bestimmte Suchstichworte angezeigt werden und für die der Anbieter pro Klick bezahlt.
  • Seit 2003 haben wir Google Adsense, d. h. dass beliebige Personen auf Ihren Webseiten Textanzeigen, die zu den Stichworten im Text passen, anzeigen lassen können und bei jedem Klick verdienen gleich zwei Parteien, der Betreiber der Website und Google.
  • Manch ein Geschäft ist heute davon abhängig, über die google-Suche gefunden zu werden. Während Google genau wie andere Suchmaschinenbetreiber ständig den Algorithmus ändert, um Spammer besser auszufiltern, ist manch seriöser Anbieter in seinen Geschäften u. U. existentiell bedroht, weil seinen Kunden ihn plötzlich nicht mehr unter den ersten 10-20 Treffern finden. Der Webseitenbetreiber ist dann gezwungen, sich zukünftig Adwords zu kaufen, wenn er im redaktionellen Teil keine interessante Position mehr erreicht.
  • Je mehr wir uns online aufhalten, je mehr Daten werden über uns erstellt. Meine alltäglichen Suchen und Recherchen sind nicht nur dem Suchmaschinenbetreiber bekannt sondern auch meinem Internetprovider. „… aber was passiert, wenn sie (die Daten) in die Hände der falschen Personen geraten, vielleicht auch von Personen mit guten Absichten aber schlechtem Urteilsvermögen?“ Der Autor schreibt hier von einem „Vertrauensverhältnis“.
  • Eine Woche nach den Anschlägen am 11. September 2001 wurde der sogenannte USA Patriot Act in den amerikanischen Kongress eingebracht und 6 Wochen später als Gesetz verabschiedet. Es geht um die Befugnisse des Staates, private Informationen zu beschaffen, insbesondere auch Internetbezogene Informationen. Es ist kein Durchsuchungsbefehl mehr erforderlich um sich an Google, Yahoo, Microsoft, AOL, o. a. zu wenden und die Herausgaben der Daten zu einer bestimmten Person zu verlangen. Es wird dem Provider in diesem Zusammenhang ausdrücklich verboten, den Kunden/ Betroffenen darüber zu informieren, dass er Daten herausgegeben hat. Mittlerweile hat selbst der Stadtrat von New York eine Resolution verabschiedet, die dieses Gesetz ablehnt.
  • Zum Thema Zensur wird gerne über Google und China geschrieben, doch mir war neu (und ich finde es gut), dass in Deutschland und Frankreich Nazi-Seiten aufgrund örtlicher Vorschriften aus dem lokalen Google-Index gefiltert werden.
  • Noch ein Zitat: „Die Rechnungsprüfungsgesellschaft Deloitte Touche bezeihnete google als das am schnellsten wachsende Unternehmen aller Zeiten – und bemerkte dazu, dass der Umsatz in 5 Jahren um mehr als 400.000 Prozent (!) gestiegen ist.“

Ein lesenswertes Buch, das mich sehr nachdenklich machte:
John Battelle, Die Suche. Geschäftsleben und Kultur im Banne von Google & Co., Börsenmedien AG, in Deutschland erschienen in 2006, das amerikanische Original ist aus 2005.

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