Google Plus: Schneller als das Sommerloch

Google hat einen neuen Dienst, seit gut drei Wochen, ein neues soziales Netzwerk, das von Experten vom Start weg als ernstzunehmender Konkurrent für Facebook UND Twitter gilt. Auch die Zukunft von Blogs (Weblogs) steht für manche Leute schon in Frage, nach drei Wochen. Ich bin jetzt seit 8 Tagen Mitglied bei google plus (oder: google+) und aufgrund der Geschwindigkeit der Entwicklungen kann ich mir vorstellen, dass dieser Text hier in drei Tagen vollkommen veraltet ist. Ich schreibe jetzt keine Anleitung, wie man reinkommt, das machen andere, ich schreibe eine Momentaufnahme, Stand vom 21. Juli 2011 über meine Wahrnehmung der Entwicklungen bei http://plus.google.com

Nach zwei Wochen hatte google plus 10 Millionen Nutzer. Jemand wie ich (223 gepflegte Freundschaften in Facebook, 238 Follower bei Twitter, Mitglied der www.i-worker.de seit 1998) findet hier sofort Bekannte. Man trifft Internetprofis aller Art. Man braucht keine bestätigte „Freundschaft“ um jemandem zu folgen, man sortiert die Leute einfach in eigene „Kreise“ (englisch: circles) ein. Ich habe jetzt 65 Leute in meinen Kreisen, Dritte können sehen wer das ist, aber niemand weiß, wie meine Kreise heißen ;-) Umgekehrt haben mich 40 Personen zu ihren Kreisen hinzugefügt, aber ich weiß nicht, in welcher Art von Rubrik ich bei denen wohl gelandet bin. Kreise helfen, Nachrichten passend zu veröffentlichen. Ein Kreis „Familie“ bietet sich an und die Einladung zum Business-Treffen wird dann eben nur für einen Kreis der Art „Geschäftskontakte lokal“ veröffentlicht. Hier werden die Schwächen von Facebook ganz anders gelöst. Mütter und Vorgesetzte müssen nicht alle Nachrichten im Freundeskreis beobachten.

Diverse VIPs des Internet sind Teilnehmer bei google plus. Bill Gates macht hier aber keine wichtigen Mitteilungen, auch Mark Zuckerberg nicht. Ich habe überlegt, ob ich es schaffen kann mit Stefan Keuchel – PR Manager bei google Deutschland – in direkten Kontakt zu treten. Über ihn habe ich indirekt davon erfahren, dass sich Unternehmen, Marken und Netzwerke als Pilotteilnehmer für einen Businessdienst bei google plus bewerben können.

Meine Bewerbung als Netzwerkerin für Wirtschafts- und Kulturbetriebe in Berlin-Wedding läuft. Um die Bewerbung inhaltlich zu unterfüttern, habe ich letztes Wochenende das englische Profil auf meiner Website vollständig neu und detailliert ausgearbeitet. So gesehen hatte die ganze Aktion „Mitgliedschaft bei google plus“ innerhalb von 3 Tagen schon Einfluss auf mein Profil an anderer Stelle. Und bei google plus schreibe ich jetzt auf Englisch, weil ich gerade die englischsprachigen Kontakte und Diskussionen intensiver verfolgen und ggf. pflegen möchte. Meine Deutschen Leser verstehen mein Englisch in der Regel sehr gut.

Robert Scoble, nach Selbstauskunft ein „Geek“, der im Silicon Valley aufgewachsen ist, hat in 3 Wochen 63.000 (!) Follower gefunden. Die Tatsache, dass er diese Anzahl nicht über einen längeren Zeitraum angesammelt hat bedeutet auch, dass keine Karteileichen dabei sind, man hatte gerade erst (flüchtigen) Kontakt. Im google plus Directory http://socialstatistics.com ist er Top 6, sehr in der Nähe der google-Gründer selbst. 100 Kommentare auf eine Nachricht sind bei ihm keine Seltenheit.

Viele dieser neuen begeisterten Nutzer sind noch mit google plus selbst und der rasanten Entwicklung beschäftigt. Dienstleister verschiedener Art schreiben Anleitungen für neue Benutzer. Regelmäßig kommen Nachrichten über neue Apps und PlugIns und Erweiterungen und Tools aller Art. Man kommt aber ohne das alles zurecht. Ich habe bisher auch an keinem „Hangout“ teilgenommen, ich muss mir erst eine Webcam kaufen und mein Headset hat einen Wackelkontakt, was solls.

Die Seite 101 Google Plus Ressourcen ist vielleicht interessant so als Überblick, was es alles gibt.

Weil ich jetzt den einen oder anderen google-Mitarbeiter auf Englisch mitlese, erreichen mich auch Link, mit m. E. amerikanischem Humor. Man kann es auch zum Englisch-üben einsetzen. Da wäre eine Parodie über google plus und hier noch ein Video, u. a. mit Dustin Hoffmann.

Die c’t schreibt, dass google plus „SOZIALES NETZWERK neu definiert“. Was ist nun so anders?

Ich zitiere im folgenden Christian Oestlien, sein Profil outet ihn als „The Google+ Project | Ads Guy“, an anderer Stelle im Internet wird er als the lead product manager for social advertising at Google bezeichnet – übrigens im Zusammenhang mit google Brand-pages dem geplanten Dienst für Unternehmen und Netzwerke:
Here’s what I love about Google+ in general and the Google+ Diet in particular:
Instead of saying, „I’m going to write a blog post now,“ or „I’m going to send an e-mail“ or „I think I’ll tweet something“ you simply say what you have to say, then decide who you’re going to say it to.
If you address it to „Public,“ it’s a blog post.
If you address it to „Your Circles“ it’s a tweet.
If you address it to your „My Customers“ Circle it’s a business newsletter.
If you address it to a single person, it can be a letter to your mother.
I’d say this is pretty revolutionary.

So wird der Dienst am Ende vielleicht auch E-Mail verändern. Der Text ist übrigens öffentlich, Sie finden ihn – mit allen Kommentaren – unter
https://plus.google.com/105923173045049725307/posts/2a8wAbBJnE7. Ach Quatsch, das stimmt ja gar nicht. Der Text war ursprünglich von Mike Elgan „The world’s only lovable technology writer” ( 14.402 Follower) und Christian Oestlien hat die Nachricht dann in seine Kreise weitergeleitet.

Gestern beobachtet ein (deutscher) Social Media Profi, dass der Strom der neuen Follower bei ihm nachlässt. Lässt google aktuell nur wenige Leute rein oder ist die Nachfrage nach Profilen schon gesättigt? Wir wissen nicht, ob die große Facebook-Gemeinde wirklich wechseln will, vielleicht sind NUR die Profis (verschiedenster Art) in dieser Weise zu begeistern?

Ständig kommt die eine oder andere Art Statistik, warum bei Twitter jetzt nichts mehr los ist, wer sein Weblog bereits aufgegeben hat und dergleichen.

Wer sich für Trends im Internet interessiert hat bei google plus mehrmals täglich wirklich großartige Fachlektüre und für eigene Beiträge winkt gute Aufmerksamkeit. Bei einer flüchtigen Zusammenstellung von Einträgen und Quellen für diesen Text hier hatte ich ganz schnell 40 Links in den letzten 2,5 Tagen.

O‘Reilly schreibt von einem sozialen Rückgrat (social backbone) des Internet, das hier aufgebaut wird. Wir arbeiten mit Dokumenten, Informationen und MENSCHEN. Bisherige groupware-Angebote sind sehr geschlossene Systeme. Bei google plus hat jeder Eintrag eine absolute Adresse und steht (wenn er öffentlich ist) auch nicht-Mitgliedern zur Verfügung. Auch bei Nachrichten für geschlossene Kreise kann man zusätzlich Mailadressen von Personen, die nicht Mitglieder sind, einbinden.

Heute Morgen habe ich ein neues Wort gelernt: Sascha Lobo schreibt von der REAKTIVITÄT – das ist die Zahl und Intensität der Reaktionen auf eine Nachricht – und die ist bei google plus im Moment unvergleichlich, besonders weil es sich um einen ganz jungen Dienst in der Erprobungsphase handelt.
Was ist eigentlich mit all den Leuten, die jetzt mal drei Wochen im Urlaub sind? Verlieren die nun gleich den Anschluss an das neue digital-soziale Zeitalter? Ich glaube der Dienst wird wesentlich geprägt und weiter entwickelt von denen, die sich jetzt in die englischsprachige Diskussion einmischen. Wollen Sie eine Einladung? Schreiben Sie mir eine E-Mail, mache ich gern ;-)

PS: I’m on G+ jetzt auch als Song, kam gerade rein.

Richtig und noch einer: Suchen in öffentlichen Beiträgen

Und noch einer: Robert Scoble über MARKEN in Social Media, muss ich vielleicht lesen, wegen meiner Bewerbung für den Business/ Marken/ Netzwerkdienst.

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