„Wiki“ ist kein Ankronym für WeltweitInternationalKostenlosIrgendwas sondern tatsächlich ein Eigenname. „Wiki Wiki“ heißt auf hawaianisch „schnell“.
Wikis werden in der Regel von mehreren Personen gemeinsam genutzt. Ein Wiki ist eine Website, mit speziellen Funktionen. Jeder (auch zufällige) Besucher kann über den Browser ohne HTML- oder sonstige Internetkenntnisse die Inhalte der Webseiten eines Wikis ändern. Jede Einzelseite hat einen Button EDIT (in der Regel unten links). Bei Klick wird die Seite im Editiermodus angezeigt. Der Besucher kann dann Worte löschen, Sätze einfügen, Tippfehler korrigieren, Inhalte fortschreiben, etc. Mit Klick auf SAVE kann er die Änderungen speichern. Wer eine neue Seite einfügen möchte, schreibt im Editiermodus auf eine vorhandene Seite ein sogenanntes KamelWort (in der Mitte ein Großbuchstabe), klickt auf SAVE und kann feststellen, dass neben dem KamelWort (englisch: CamelCase, wegen der Großbuchstaben, die wie Kamelbuckel hervorstehen) dann ein Fragezeichen mit einem Hyperlink liegt. Bei Klick auf diesen Hyperlink gelangt er auf seine neue leere Seite und kann diese Seite mit Inhalten füllen. Wenn der User das gemacht hat, liegt der Hyperlink auf seine neue Seite auf dem Kamelwort.
Vielleicht sollten Sie das einmal ausprobieren, damit es nicht so abstrakt ist: Gehen Sie zum Bücher-Wiki unter
www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi
Da Sie schon wissen, was ein Kamelwort ist, werden Sie sich schnell zurechtfinden ;-)
Im Menü (ganz oben und ganz unten) ist der Dritte Knopf von Links „TestSeite“. Bitte KLICK und auf der Testseite dann mal ÄNDERN und Sie bekommen die Seite im Quelltext.
Seien Sie mutig und schreiben Sie Irgendwas da hin.
Dann Klick auf SEITE SPEICHERN.
Das ist alles.
So eine Testseite heißt in vielen anderen Wikis SANDKASTEN. Eine „Sandbox“ ist in der Softwaretechnik ein Bereich, in dem man ein Programm testen kann, ohne das es am Rechnersystem etwas schädigen kann.
Auch sonst ist die Wiki-Sprache etwas eigen: Die einzelnen Produkte dieser Softwaregattung haben teilweise sehr lustige Namen wie WakkaWiki, Wikki Tikki Tavi, moinmoin oder doch schlicht phpwiki.
Die Sprache sollte aber nicht dazu verleiten, das Potential dieser Anwendung zu unterschätzen.
Nutzen und Risiken von Wikis
Trotz der Tatsache, dass ein Wiki leicht kaputt geht (JEDER kann alles �ndern) ist die bekannte Enzyklopädie www.wikipedia.org heute umfangreicher als jedes andere Lexikon. Ein paar Zahlen zum Vergleich:
Encyclopaedia Brittanica: mehr als 75.000 Artikel
Wikipedia Englisch: mehr als 359.000 Artikel
Der deutsche Brockhaus: mehr als 260.000 Artikel
Wikipedia Deutsch: 148.359 Artikel
Wikipedia alle Sprachen: mehr als 1.000.000 Artikel.
Auch der Umfang der Artikel sowie inhaltliche Qualitätsprüfungen halten dem Vergleich stand.
Jedes Wiki dokumentiert nicht nur Änderungen sondern archiviert zugleich alle vorhergehenden Fassungen, die über eine Option WIEDERHERSTELLEN leicht aktualisiert werden können. So ist dauerhafter Schaden im Grunde gar nicht möglich.
Ein Wiki ist geeignet, einen Entwurf von der Öffentlichkeit verfeinern zu lassen. Die interessierte Öffentlichkeit bietet eine hervorragende Qualitätskontrolle, auch bei hoch spezialisierten Themen.
Es gibt eine ganze Reihe von Hilfen, die den Nutzer (oder einen Administrator) unterstützen, Problemfelder im Auge zu behalten. Zum Beispiel kann sich der Nutzer bei Wikipedia über Änderungen an bestimmten Seiten informieren lassen, Beiträge und Bearbeitungen eines bestimmten Nutzers ansehen oder auf einer Art Kommentarseite zum jeweiligen Inhalt geplante Änderungen an einem Text mit anderen diskutieren. Die Selbstorganisation beinhaltet zahlreiche Details und mag für den Anfänger in der Szene kompliziert sein.
Ähnlich wie in Weblogs kann in einem Wiki jeder publizieren, ohne vorher das OK einer Redaktion einzuholen. Ähnlich wie bei Weblogs folgen jedoch unweigerlich Rückmeldungen von den Lesern.
Was freies Publizieren wirklich bedeutet, kann man nach Naturkatastrophen, Terroranschlägen und dergleichen beobachten: Innerhalb weniger Stunden findet man zum Beispiel in der Wikipedia eine Unmenge Hintergrundmaterial und sehr unterschiedliche Diskussionspartner zum Thema.
Kontroverse Positionen können hier besser abgebildet werden, als in jedem ?neutralen? Medium. Niemand hat den Stress, neutral informieren zu müssen. Gegensätzliche Positionen von den Betroffenen/ Beteiligten selber zu lesen, kann sehr spannend sein.
Ich vergaß zu erwähnen, dass auch Wikis Open Source sind. Die Software ist frei erhältlich.
Hat das Nutzen für den betrieblichen Einsatz?
Wenn es darum geht, einen Entwurf mit anderen gemeinsam zu verfeinern, fallen mir viele Einsatzmöglichkeiten innerhalb von Betrieben und Arbeitsgruppen ein. Es geht einfacher, als sich Word-Dokumente hin und her zu schicken und dann die verschiedenen Versionen von Hand zu vergleichen.
Für alle Arten von Demokratie und Meinungsbildungsprozesse sind Wikis effizienter als eine Vielzahl von Sitzungen und Besprechungen, in denen so nach und nach eine Einigung erzielt werden soll. Haben Sie auch schon einmal wegen Ermüdung nachgegeben bzw. sind gegangen?
Surftipps: Wikis für Einsteiger
www.wikipedia.org bzw. www.wikipedia.de
hatte ich oben bereits erwähnt. Testen Sie doch einmal die Einträge zu Ihrem Fachgebiet.
www.wiki.e-politik.de/: Das Wiki zu Politik, Gesellschaft und Politikwissenschaft wird gerade überarbeitet, aber vorhandene Einträge lassen sich lesen.
Sie werden sehr schnell eigene Links finden, www.google.de wird Ihnen helfen ;-)
www.c2.com/cgi/wiki?PublicWikiForums: bietet eine Liste �ffentlicher Wikis, klassifiziert nach Computer related, Not Computer related, Unclassified, In German, In other languages.
www.c2.com/cgi/wiki?WikiFarms: bietet auf Englisch eine erste Übersicht über verschiedene Adressen, an denen Sie Ihr eigenes Wiki betreiben können.
… dass Sie mich in solchen Fragen auch anrufen können, wissen Sie? Ich helfe Ihnen gerne, Ihr Projekt auf die Beine zu stellen.
Unter
www.heise.de/tp/r4/artikel/14/14736/1.html: finden Sie noch einen guten Artikel über Wikis von Erik Möller, dem Autor des o. g. Buches über „Die heimliche Medienrevolution“.
Wer genau verstehen möchte, wie Demokratie von unten mit all ihren technischen Details sich entwickelt hat und sich über den Aspekt „Medienrevolution“ genauer informieren möchte, ist mit der Lektüre des Buches \“Die heimliche Medienrevolution. Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern? gut beraten.