Rezension: Die Autistinnen von Clara Törnvall

Buchcover Die AutistinnenClara Tornvall gibt hier einen sehr persönlicher Zugang zu einem komplexen Thema.

Mich hatte das Buch Die Autistinnen spontan angesprochen, weil ich mich mit barrierearmen Dokumenten auch für neurodiverse Zielgruppen beschäftige. Auch wenn das Buch selbst keine praktischen Hinweise für die Gestaltung solcher Inhalte liefert, bietet es wertvolle Einblicke in die Wahrnehmungswelt autistischer Frauen – und damit indirekt auch Impulse für inklusives Informationsdesign.

Törnvall beschreibt ihre eigene späte Diagnose als hochfunktionale Autistin und verknüpft diese mit einer fundierten Recherche zur Geschichte der Autismusdiagnostik. Besonders eindrücklich ist ihre Analyse der strukturellen Benachteiligung von Frauen: Viele diagnostische Verfahren basieren auf männlich geprägten Verhaltensmustern und Interessen, wodurch weibliche Autistinnen oft übersehen oder falsch eingeschätzt werden.

Das Buch ist kein Fachbuch im klassischen Sinne, sondern ein essayistischer Zugang zum Thema – persönlich, reflektiert und gut lesbar. Es verbindet autobiografische Erfahrungen mit historischen und gesellschaftlichen Betrachtungen und stellt bekannte Persönlichkeiten wie Greta Thunberg oder Virginia Woolf in einen neurodiversen Kontext.

Für alle, die sich mit Inklusion, Neurodiversität oder geschlechtersensibler Diagnostik beschäftigen, ist Die Autistinnen eine empfehlenswerte Lektüre. Es sensibilisiert für die Vielfalt autistischer Erfahrungen und regt dazu an, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen – auch im Hinblick auf barrierearme Kommunikation.

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