Zwangsumzug meiner Mailkonten in die Microsoft-Cloud durch Webhoster

Bild „Labyrinth mit einem klaren Ausweg“ erstellt in Zusammenarbeit mit Microsoft CoPilot

Im März/ April dieses Jahres gab es eine Menge Netz-Publikationen der Art #UnplugTrump: So wirst du unabhängig von Tech-Milliardären. Ich habe in dieser Zeit vieles aufgeräumt in meinen Konten, manche Dienste gekündigt. Ich ahnte noch nicht, in welchem Ausmaß ich persönlich betroffen war, denn mein Webhoster Domainfactory war von dem amerikanischen Konzern GoDaddy gekauft worden.

Der Umzug von drei Websites zu einem anderen Webhoster hat mich im Mai sehr gestresst, aber jetzt bin ich recht stolz auf meine neue Digitale Souveränität.

Die Vorgeschichte/ mein Kontext

Ich bin kein Admin, kein Webadmin und auch kein Systemadministrator, mir fehlen Kenntnisse und Workflows, um die Pflege von Websites und Betriebssystemen für Dritte anzubieten und ich liebe diese Arbeiten auch nicht sonderlich, aber für den Eigenbedarf mache ich alles selbst. Ich hatte in den Jahre 1998/ 1999 „Webdesign“ gelernt und war schon damals in entsprechenden Communitys gut vernetzt, zeitweise habe ich HTML unterrichtet und ich betreibe seitdem meine Websites auf eigenen virtuellen Servern.

Seit 2002 (also seit 23 Jahren) war ich Kundin bei dem Webhoster Domainfactory, die Münchner Firma schreibt heute von sich, dass sie 220.000 (zufriedene) Kunden haben, für die sie 1,3 Millionen Websites verwalten.

Ich habe bei DF über die Jahre neben brigitte-luedecke.de und info-management.de auch eine ganze Reihe projektbezogene Websites betrieben: Der soldiner-kiez-tausch.de ist als Dokumentation und wegen der Liste Leihen im Kiez noch aktiv, die URL mediacoaching.de konnte ich Jahre nach Beendigung dieses Netzwerks selbständiger Frauen tatsächlich verkaufen, andere URLs habe ich gelegentlich gekündigt. Ich erwarte nicht, über meine Websites Kunden zu finden aber für mein öffentliches Image und als Informationsspeicher sind sie nach wie vor sehr wichtig für mich. Meine Websites sind heute alle mit WordPress erstellt, über die Jahre hatte ich verschiedene andere vorinstallierte Webanwendungen, aktuell eine Nextcloud. Und selbstverständlich habe ich Mailadressen zu meinen URLs: mail(at)brigitte-luedecke.de, luedecke(at)info-management.de und andere.

So wie die Websites habe ich auch meine Mailadressen immer selbst eingerichtet und administriert.

Das Problem mit den Mailkonten

Im August 2024 kam Nachricht von Domainfactory, Wir aktualisieren unsere E-Mail-Plattform. Alle Postfächer sollten auf die neue E-Mail-Plattform auf Basis von Microsoft 365 übertragen werden.

Im Oktober 2024 wurde ich (nicht zum ersten Mal) darauf hingewiesen, dass inaktive und leere Postfächer demnächst gelöscht werden. Ich bekam auch eine kleine Liste, welche Mailadressen das in meinem Fall sein würden. Ich hatte unter anderem POP3-Postfächer, bei denen werden bei Abruf der E-Mails alle Nachrichten auf dem Server gelöscht, diese Postfächer sind also regelmäßig leer.

Im Winter 2024/ 2025 wurde die eine oder andere Preiserhöhung angekündigt – nach und nach mehrere verschiedene Preiserhöhungen oder überhaupt ganz neue Preise für „Systemupgrades“, die ich nicht brauchte:

  • Preise pro E-Mailkonto
  • Wegfall der Inklusivdomain
  • Wegfall SSL der Inklusivdomain
  • Gebührenerhöhung für den virtuellen Server

Im April 2025 kamen nochmals dramatische Warnungen wegen „inaktiver Postfächer“, ich habe meine Mailadressen dann etwas aufgeräumt bzw. künstliche Aktivitäten veranlasst.

Am Freitag, 2. Mai 2025 wurden – nach Ankündigung eine Woche vorher und einen Tag vorher – meine Postfächer migriert.

Es war immer wieder angekündigt worden, dass die neuen Postfächer zunächst (1 Monat?) kostenlos und dann günstig (6 Monate Einführungspreis?) sein würden, außerdem vier Wochen Kündigungsfrist. Nur vor diesem Hintergrund hatte ich die Details auf mich zukommen lassen – so schlimm konnte das doch nicht werden? Es kam schlimmer!

Ich musste nach Umstellung mit der Hotline telefonieren, um mich mit meinem neuen/ alten Mailkonto zu verbinden – wenigstens im Browser. Ich sagte „halt, stopp“, als uns das gelungen war, ich wollte meine E-Mails doch in Outlook lesen, konkret in Desktop-Outlook, ich lese alle meine Mailkonten in meinem Desktop-Outlook, immer schon.

Ich bekam zur Antwort einen Link, unter dem ich mir die verschiedenen Tarife dann mal ansehen könne:
Das Mailpostfach zum Einführungspreis von 1,99 € (und später dann 5,99 €) war nicht einmal gleichwertig mit dem, was ich bisher kostenlos gehabt hatte. Mir wurde klar, dass man mir für jedes Mailkonto (in diesem Falle zwei) ein Microsoft-365-Konto eingerichtet hatte, je nach gewähltem Tarif mit reduziertem, mittleren oder vollem Funktionsumfang. Für das kleinere Angebot (E-Mail Essentials) galt/ gilt, dass es gar nicht möglich ist, Nachrichten aus der Microsoft-Cloud herunterzuladen.

Ich hatte dann ein paar Tage lang aufregenden Schriftverkehr mit der Hotline (für mich war es aufregend).

Ich hatte/ habe doch schon ein Microsoft-365-Konto, ich bin Trainerin – unter anderem für Microsoft-Produkte, selbstverständlich habe ich eine längst eine M-365-Plattform für eigenes Lernen und zum Demonstrieren bei Seminareinsätzen.

Ich war dann so naiv mir vorzustellen, dass mein migriertes Postfach mail(at)brigitte-luedecke.de und mein bestehendes Microsoft-365-BusinessBasic-Konto jetzt zusammengeführt werden – irgendwie. Ich schrieb eine ausführliche Nachricht an den Support von Domainfactory, dass ich verschiedene Domains, verschiedene Mailkonten, mehrere MySQL-Datenbanken etc. und als Trainerin bestimmte Bedarfe habe und dass ich bei der Gelegenheit auch meine künftigen Tarife gerne aufräumen würde (man hätte mich günstiger einstufen können, als man das angekündigt hatte).

Die Frage, wie ich in Zukunft damit umgehen würde, sämtliche Kundenmails in einer Cloud zu haben, hatte ich angedacht, im Detail aber auf später verschoben.

Die Hotline wollte oder konnte mich nicht verstehen. Ein Upgrade meiner Mailadresse zu einem vollwertigen M-365-Konto haben sie mir angeboten. Ich hatte die Vorstellung (Hoffnung) gehabt, dass sie mir für mein Konto bei Microsoft eine Art Sonderkündigungsrecht vermitteln können.

Bitte beachten Sie, dass wir Ihnen für externe Tenants keinen Support mangels Zuständigkeit geben können. Hier bitten wir Sie sich bezüglich gewünschter Löschungen oder Kündigungen direkt an den Support von Microsoft zu wenden. Es besteht schon von unserer Seite aus ein Tenant mit Ihrer Domain “brigitte-luedecke.de”. Wie bereits beschrieben, können Sie Ihre Domain lediglich für einen Tenant nutzen.

Das war für mich alles nicht denkbar.  Ich hatte nicht nur ein laufendes M-365-Account, ich hatte auch den Microsoft-CoPilot dazu für ein Jahr im Voraus bezahlt und alles, was mir DF hier angeboten oder auch angetan hat, hatte für mich NULL Mehrwert mit Unmengen Umständen bei erheblichen Zusatzkosten. Es war nicht mehr möglich für meine eigenen Domains auf meinem eigenen virtuellen Server ein POP3- oder IMAP-Mailkonto zu betreiben.

Damit war klar, dass ich mit allen Domains umziehen muss, damit ich wieder arbeiten und mailen kann, wie ich das möchte. Ich hatte eine Heidenangst davor, Angst vor eigenen Fehlern, mich in der Technik irgendwie zu verheddern, Fehler zu machen, die zeit- und kostenaufwendige Probleme verursachen.

Die Lösung

Domainfactory hatte früher ein Nutzerforum, in dem Anwender sich gegenseitig beraten haben. Ich war lange nicht dagewesen und stellte jetzt fest, dass es dieses interne Userforum nicht mehr gab.

Ich suchte eine Art Aufschrei im Netz wegen dieser DF-Geschichte, was ist mit Verbraucherschutz? Ich fand nur recht wenig:

aber ich fühlte mich ziemlich alleingelassen.

Was ich dann aber fand waren sehr pragmatische Seiten der Art

die habe ich ausgewertet und schon 5 Tage nach meiner E-Mail-Umstellung ging eine erste Anfrage an einen vielversprechenden Anbieter raus, der laut Eigenaussage auf der Website gerne ansprechbar ist im Zusammenhang von Domainumzügen.

Der Umzug meiner Domains

Tatsächlich gibt es für WordPress auch ein Umzugstool (mindestens eins), das Duplicator-PlugIn. Ich habe für jede meiner WordPress-Installationen

  • die Updates aktualisiert,
  • alle PlugsIns und Themes dokumentiert,
  • die Datenbanken aufgeräumt
  • und den Duplicator installiert, der hat mir dann das vollständige Backup gemacht.

Auf dem neuen Server habe ich im entsprechenden Verzeichnis WordPress installiert, alle bisher benötigten PlugIns und Themes in Betrieb genommen, dann meine Daten mit dem Duplicator importiert. Jeder Umzug einer Domäne erforderte mehr als 10 Nutzername/ Passwort-Kombinationen, nämlich als Kunde beim Webhoster, FTP-Zugang, Datenbank, WordPress-Zugang, E-Mail … jeweils für den alten und den neuen Webhoster. Beim zweiten Mal legt man sich von vorneherein eine kleine Übersicht an 😉

Mit Zeit und Sorgfalt hat alles störungsfrei geklappt!

Wenn man einmal weiß was man will – hier „Wordpress Umzug“ – bietet das Netz Anleitungen und praktischen Rat in allen Varianten – ein gutes Grundverständnis der Materie immer vorausgesetzt.

Mein Fazit

Am Ende habe ich die Preise verglichen. Ich hatte nicht unbedingt einen billigen Webhoster gesucht, ich wollte einen seriösen, zuverlässigen Webhoster, am Ende ist es zusätzlich viel preiswerter geworden.

Kosten und Preise

Bei Domainfactory hatte ich für

  • vier Domains (von denen eine nicht mit Inhalten belegt war) und
  • eine zusätzliche SSL-Lizenz (eine andere war bisher inklusive bei dem virtuellen Server)
  • und eine monatliche Servergebühr

bisher 181,35 € netto pro Jahr bezahlt. Alle Einzelpreise sollten deutlich erhöht werden, insbesondere sollten zusätzliche E-Mail-Kosten berechnet werden.

Bei meinem neuen Webhoster (der übrigens in Deutschland sitzt) habe ich bis zu fünf Domains im Paket, kann SSL kostenlos einbinden, kann bis zu 1.000 E-Mail-Postfächer (POP3 oder IMAP)  anlegen, wenn ich möchte und zahle 80,16 € netto im Jahr. Zwischenzeitlich habe ich ein Tarifupgrade gemacht, das für die Inbetriebnahme von Nextcloud erforderlich war, liege aber immer noch weit unter den Tarifen von DF.

Ich hätte niemals freiwillig gewechselt

Ich hatte sehr viel Angst vor anstehenden technischen Aufgaben und ich hätte nie für möglich gehalten, dass ein Dienstleister, zu dem ich immer Vertrauen gehabt habe, mich eines Tages in diese Art Zwangslage bringt.

Es hat mich sehr gestresst, die ganze Zeit über.

Ich hätte gerne eine Community gehabt, in der ich bei diesem ganzen Prozess vielleicht eine Art Coaching bekommen kann.

Digitale Souveränität

Im März und April dieses Jahres las ich unter anderem

Ich hatte mich damit beschäftigt, habe eine ganze Reihe Dienste gekündigt und aufgeräumt bei meinen Daten, habe bei Geizhals  bestellt anstatt bei amazon. Im Juni (nach den Websiteumzügen) war ich wieder bei amazon. Es macht Umstände die Anbieter zu wechseln und Gewohnheiten zu ändern, aber es lohnt sich. Ich habe jetzt Pläne meine digitale Unabhängigkeit Schritt für Schritt auszubauen. Der Umzug meiner Websites war der Anfang. Ich habe das nicht freiwillig unternommen, aber ich mache jetzt weiter!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert